Von der Bio-Baumwolle zum fair produzierten T-Shirt

Von der Bio-Baumwolle zum fair produzierten T-Shirt

Die Lieferkette eines herkömmlichen T-Shirts verlangt der Natur und den Arbeitern so einiges ab, obwohl Baumwolle in den Anfängen ein Naturprodukt ist!  

In diesem Beitrag wollen wir nun die textile Lieferkette eines fair produzierten T-Shirts aus Bio-Baumwolle betrachten und es anhand der herkömmlichen, nicht nachhaltigen, Produktion vergleichen:

© Lena Charlwood

Was ist der große Unterschied zu Bio-Baumwolle?

Die Begriffe „Bio“, „Öko“ und „aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA)“ sind rechtlich geschützt. Ob bei Lebensmitteln oder Textilien: Nicht jeder darf sich einfach „Bio“ nennen. Um diese Bezeichnungen tragen zu dürfen, muss die Einhaltung der Richtlinien des ökologischen Landbaus einmal jährlich von unabhängigen Zertifizierungsstellen überprüft werden. 

Obwohl das Bio-Zertifikat keine eigenen sozialen Standards beinhaltet, bringt der Anbau von Bio-Baumwolle vielen Kleinbauern in ärmeren Ländern Vorteile.  

Es gelten die gesetzlichen Mindeststandards, Kinderarbeit ist verboten

Schulungen für die Bauern zur Optimierung des Anbaus sollen die Existenz der Farmer langfristig sichern und Armut bekämpfen. Durch den Anbau von Bio-Baumwolle erzielen die Bauern bis zu 20% höhere Gewinne!

Der herkömmliche Anbau von Baumwolle

Der herkömmliche Anbau von Baumwolle ist geprägt von einem hohen Einsatz von Chemikalien, einem enormen Wasserverbrauch, gesundheitlichen Schäden für die Baumwollbauern und langfristige Schäden für Grund und Boden.

Der Bedarf an Baumwolle für die Textilindustrie ist aktuell nicht mit Bio-Baumwolle zu decken, trotzdem entscheiden sich immer mehr Firmen freiwillig für den Einsatz von Bio-Baumwolle. Der weltweite Anbau von Bio-Baumwolle hat einen Anteil von 1% mit steigender Tendenz. Viele Anbauflächen befinden sich in der Umstellung. 

Der Anbau von Bio-Baumwolle

Wesentliche Unterschiede im Anbau von Bio-Baumwolle finden sich schon bei der Auswahl des Saatguts. Herkömmlich angebaute Baumwolle gewinnt man oft aus genetisch veränderten Samen, welche kürzere Anbauzeiten benötigen und weniger von Schädligen befallen werden.  

Im biologischen Baumwollanbau sind genetisch veränderte Samen nicht zulässig

Um den Boden nicht durch den Anbau in Monokultur zu belasten, baut man Bio-Baumwolle in Fruchtfolge an – auf die Baumwolle folgt dann zum Beispiel Mais oder Hirse. Künstliche Bewässerung wird nach Möglichkeit durch Regenfeldbau vermieden. Sollte künstliche Bewässerung doch notwendig sein, kommen Wasserrückhaltebecken zum Sammeln von Regenwasser zum Einsatz, welches dann dem Grundwasser zugeführt wird. 

Im Kampf gegen Schädlinge sind chemische Pestizide verboten. Alternativ stellen die Bauern Fallen auf oder siedeln andere Pflanzen in der Umgebung an, die für die Schädlinge attraktiver sind. Der Anbau in Fruchtfolge unterbricht außerdem den Lebenszyklus der Schädlinge und verringert so den Befall.

Zum Düngen werden nur organische Mittel wie Kompost oder Mist verwendet, Unkraut entfernen die Bauern per Hand. All diese Bekämpfungsmethoden sind im Bioanbau zugelassen und für Mensch und Natur unschädlich. 

Welche Textilsiegel helfen uns im Umgang mit Bio-Baumwolle?

Wie wir bereits festgestellt haben, reicht der Zusatz „Bio“ alleine nicht aus. Entscheidet sich ein Betrieb für die Umstellung auf nachhaltige Produktion, gibt es diverse Möglichkeiten zu Zertifizierung mit Textilsiegeln. Diese bringen einen Maßnahmenkatalog mit sich und erfordern, laufend die Sicherheit bei der Verwendung von Chemikalien zu erhöhen, Prozesse im Hinblick auf den Ressourcenverbrauch zu optimieren und einer geringeren Umweltbelastung anzupassen. 

Das wohl wichtigste Siegel für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern ist der Global Organic Textile Standard (GOTS). Der Standard deckt Herstellung, Konfektion, Verpackung, Kennzeichnung, Handel und Vertrieb aller Textilien ab, die mindestens zu 70% aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. 

Weitere wichtige Textilsiegel findest du hier.

Das Ziel des GOTS ist es, Anforderungen für die nachhaltige Herstellung von Textilien zu gewährleisten und dem Endverbraucher bei seiner Kaufentscheidung Sicherheit zu geben

Der GOTS ist weltweit anerkannt, Textilverarbeitungsfirmen und Handelsbetriebe auf der ganzen Welt können eine Zertifizierung beantragen. Auf diese Beantragung folgt die Inspektion des Unternehmens durch einen anerkannten Zertifizierer. Firmen, die sich prüfen lassen möchten sind verpflichtet, Einsicht in ihre Buchführung gewährleisten. Auch die Betriebe selbst werden begutachtet und die verwendeten Mittel zur Weiterverarbeitung auf ihre Inhaltsstoffe geprüft.

Quelle: umweltbundesamt.de

Auch die Erfüllung sozialer Kriterien ist unabdingbar. Das GOTS Siegel gilt als besonders glaubwürdig und stellt hohe Anforderungen an die Unternehmen. Umweltfreundlichkeit steht hier im Fokus.

Wie läuft die Fasererzeugung und Weiterverarbeitung von Bio-Baumwolle ab?

Für die weitere Verarbeitung unserer Bio-Baumwolle geht es nun in eine GOTS zertifizierte Spinnerei, welche bestimmte Auflagen erfüllen muss. Die Mitarbeiter müssen zum Beispiel den Mindestlohn erhalten und Verfahren zur Überwachung und Minimierung von Abfällen und die Reduktion des Wasser- und Energieverbrauchs sind gefordert. 

Die Spinnerei muss vollständige Protokolle über die Verwendung von Chemikalien, Energie- und Wasserverbrauch führen. Auch Maßnahmen zur Abwasseraufbereitung sind nötig, um Abwässer ableiten zu dürfen. Auch ökologisch unbedenkliche Mode muss den Schritt der Textilveredlung durchlaufen. Hierbei sind Vorschriften bezüglich der verwendeten Chemikalien einzuhalten und Richtwerte bei Abwasser und Abluft zu beachten. Bei der Konfektionierung kann gerade im Bereich des Zuschnitts ein hoher Materialverlust entstehen, der durch moderne Systeme und Zuschnittanlagen verringert werden kann. Dabei helfen spezielle Computerprogramme: sie erleichtern die Kommunikation zwischen Auftraggeber und Produzent und verringern damit Fehler in der Produktion.

Auch für den Endverbraucher gibt es Möglichkeiten, umweltfreundlicher zu handeln. Neben den herkömmlichen Waschmitteln auch einige ökologische Alternativen, eine korrekte Füllung der Waschmaschine und Dosierung des Waschmittels senken die Emissionen von Bekleidung. 

Ist Bio gleich nachhaltig? 

Man kann bereits Produkte mit “Bio” kennzeichnen, die aus dem Rohstoff Bio-Baumwolle bestehen. Ob auch in der weiteren Verarbeitung der Baumwolle auf umweltrelevante Aspekte geachtet wurde, ist allerdings nicht sicher. Es ist für den Verbraucher sinnvoll, auf Produkte mit umfassenden Textilsiegeln zu achten. 

Das könnte Dir auch gefallen:

Teile diesen Beitrag

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.