Pflanzliche Materialien aus Lyocell: Fasern aus Holz

Pflanzliche Materialien aus Lyocell: Fasern aus Holz

Richtig gelesen: Kleidung aus Holz? Mit Lyocell, einer aus Cellulose hergestellten Faser ist das möglich! Dabei wird Lyocell aus natürlichen Rohstoffen industriell hergestellt. Das Holz stammt meist aus einer nachhaltigen Landwirtschaft und ist zu 100% biologisch abbaubar. 

In Verbindung mit Lyocell kommt häufig der Begriff Tencel zum Vorschein: Tencel ist der Markenname für die Stoffart Lyocell von der österreichischen Firma Lenzing. Für diesen Stoff wurde Lenzing sogar mit dem Europäischen Umweltpreis ausgezeichnet. Dabei ist das Herstellungsverfahren ist ein bis zu 99,7% geschlossener Kreislauf. 

Auch wegen der vielen positiven Trageeigenschaften ist Tencel immer häufiger im Sortiment von nachhaltigen Modelabels zu finden. 

pflanzliche Materialien lyocell
© Lena Charlwood

Die Herstellung von Lyocell – was ist das besondere?

Der Rohstoff Lyocell

Der Rohstoff für Lyocell bzw. Tencel wird neben der Buche vor allem aus asiatischem Eukalyptusholz gewonnen. Die Plantagen für den Anbau sind FSC-zertifiziert und können im Gegensatz zu Anbauflächen für Baumwolle nicht anders genutzt werden und sind so keine Konkurrenz für den Anbau von Nahrungsmitteln. 

Auch nachhaltig bewirtschaftete Wälder dienen zum Anbau von Eukalyptus, welcher im Anbau durch sein schnelles Wachstum ohne künstliche Bewässerung und Düngemittel auskommt! 

Zudem wird auf den Einsatz von Pestiziden und genveränderten Pflanzen verzichtet – die Ausbeute an Fasern ist trotzdem weitaus größer, als bei Baumwolle.

Auch die Herstellung der Faser ist weitestgehend nachhaltig – hier ist auch der wesentliche Unterschied zur Kunstseide Viskose aus Holz-Zellulose, welche aber bei der Herstellung giftige Chemikalien benötigt. 

Lyocell: Kleidung aus Holz
© Sina Spindler

Die Verarbeitung des Holz zu Lyocell

Zunächst wird der gewonnenen Rohstoff Eukalyptusholz zu Holzschnipseln verarbeitet. Die Schnipsel werden dann eingeweicht, um den Zellstoff zu lösen. Dieser Zellstoff wird anschließend mit einem organischen Lösemittel und Wasser vermischt. Anschließend wird die Masse erhitzt und das Wasser wird wieder entzogen – so löst sich die Zellulose und eine Spinnlösung bildet sich. 

Durch Spinndüsen gepresst und in einem Spinnbad abgekühlt entstehen dann die Fasern. Das Lösungsmittel kann zu 99% zurückgewonnen werden und so wieder dem Produktions-Kreislauf zugeführt werden!

Die Herstellung ist ein in sich geschlossener Produktionskreislauf

Zwar wird für die Produktion von Tencel Wasser benötigt, allerdings in wesentlich geringeren Mengen als für die Herstellung von Viskose. Die Energie bezieht die Firma Lenzing aus einem Biokraftwerk, welche ebenfalls aus dem Holz zur Zelluloseverarbeitung gewonnen wird. 

Gefertigt wird Tencel von Lenzing in Werken in Österreich, England und den USA. Somit können Textilhersteller auf lokal gefertigte Garne zugreifen. Natürlich achtet Lenzing auch auf faire Arbeitsbedingungen.

Dieses moderne Produktionsverfahren wurde von der EU mit dem Europäischen Umweltpreis ausgezeichnet!

nachhaltige Materialien
© Sina Spindler

Für welche Einsatzgebiete eignet sich Tencel?

Weich und seidig fühlt sich der Stoff aus Tencel an, die Fasern sind aber extrem wandlungsfähig und können zum Beispiel auch zu Jeans verarbeitet werden. 

Einige besondere Eigenschaften machen Tencel zu einer sehr vielseitigen Faser. Da sie sehr atmungsaktiv ist und große Mengen Wasser aufnehmen kann, eignet sie sich bestens für Sportbekleidung. Außerdem wird Bakterienwachstum auf natürliche Weise verhindert – somit riecht Bekleidung aus Tencel nicht.

Lyocell ist besonders atmungsaktiv und vielseitig einsetzbar

Durch ihre Eigenschaften eignet sich Tencel auch für Bettwäsche und Matratzenbezüge – die Faser kühlt bei warmen Temperaturen und wärmt bei Kälte. Schimmel und Milbenbefall sind ebenfalls sehr selten.

Bekleidung aus Tencel eignet sich besonders gut für Allergiker, Menschen mit Neurodermitis oder anderen Hautproblemen. Da die Faser Feuchtigkeit sofort ableitet, bilden sich keine Bakterien, welche Hautreizungen verursachen können. 

Tencel bietet aber auch im Alltag einige Vorteile: Sowohl Jerseystoffe, Denim, Strick und Funktionskleidung können aus der Faser hergestellt werden. Bei Hemden zum Beispiel wird durch die Tencel-Faser Faltenbildung beim Waschen reduziert. Der Stoff ist leicht zu bügeln und spart so im Umgang Zeit! 

Biologisch Abbaubar
© Sina Spindler

Die „Cherry on Top“: Kleidung aus Tencel ist biologisch abbaubar – der Stoff zerfällt ohne schädliche Rückstände. Diese biologische Abbaubarkeit ist seit Sommer 2019 von Forschungslaboren und dem TÜV bestätigt.

Tencel ist ein echtes Allroundtalent! Für den Reitsport ist die Faser als Funktionsbekleidung möglicherweise besonders spannend. Da sie Feuchtigkeit ableitet und sich keine Bakterien bilden können, muss sie weniger häufig gewaschen werden als herkömmliche Kleidung und spart so auch Ressourcen ein. 

Für die richtige Pflege solltet ihr Euch immer an die Waschanleitung im Kleidungsstück halten – so habt ihr möglichst lange davon!

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