Materialien in unserer Kleidung: Chemiefasern im Überblick

Materialien in unserer Kleidung: Chemiefasern im Überblick

Wir haben sie jeden Tag an und sie liegt direkt auf der Haut auf, aber aus welchen Materialien besteht eigentlich unsere Kleidung? Wusstest Du, dass der Anteil von Chemiefasern in Textilien weltweit bei etwa 70% liegt?

Bei dem Begriff „Chemiefasern“ läuten schnell die Alarmglocken, denn viele chemische Erzeugnisse haben negative Auswirkungen auf die Umwelt. Um das differenziert zu betrachten, schauen wir uns die künstlich hergestellten Fasern mal etwas genauer an:

Natürliche fasern
© Sina Spindler

Was sind Chemiefasern?

Chemiefasern sind Fasern, die künstlich bzw. chemisch erzeugt werden. Neben Naturfasern, wie Baumwolle, Seide oder Hanf gibt es noch eine jede Menge anderer Materialien, die für die Herstellung von Kleidung verwendet werden. Generell werden alle Fasern, die nicht aus der Natur stammen, als Chemiefasern oder auch Kunstfasern bezeichnet!

Bei Chemiefasern unterscheiden wir in zwei Gruppen: Bei der Einen ist das Ausgangsmaterial Cellulose, welches aus Pflanzen gewonnen wird. Das ist zwar ein natürlicher Stoff, allerdings ist die Verarbeitung nur durch chemische Prozesse möglich! 

Somit zählt Cellulose, die ursprünglich pflanzliche Faser, auch unter Chemiefaser

Weitere Beispiele aus natürlichem Ursprungsmaterial sind: Viskose, Lyocell und Modal. Diese Cellulosefasern haben einen Anteil von etwa 10% an der Welt Produktionsmenge von 70% an chemischen Fasern in der Textilbranche. 

Erfahre hier mehr über Kleidungs-Fasern aus Holz.

Die verbleibenden 60% fallen auf die zweite Gruppe der Textilfasern aus synthetischen Polymeren, einer Untergruppe der Kunststoffe, die jede Menge Mikroplastik enthalten! Dazu zählen Fasern, wie Polyamid, Polyacryl, Polyester und Elasthan. Ihr Ausgangsstoff ist der nicht nachwachsende Rohstoff Erdöl. 

Der Vorteil von Chemiefasern

Durch die Anpassungsmöglichkeiten an verschiedenste Eigenschaften sind Kunstfasern sehr vielseitig einsetzbar. Sie können das Spektrum der Naturfasern um verschiedenste Anwendungsgebiete erweitern, zum Beispiel für Funktionskleidung, Sport- oder Arbeitskleidung und Unter- und Bettwäsche!

Die industrielle Produktion macht es möglich, dass große Mengen an Chemiefasern in kurzer Zeit hergestellt werden können. Das macht künstlich hergestellte Fasern preisgünstiger als Naturfasern. Durch ihre Zusammensetzung ist es Herstellern und Forschern möglich, die Chemiefasern immer wieder auf den Bedarf anzupassen und zu optimieren.

Chemiefaser Stoffe

Welche Kunstfasern gibt es?

Die Liste der künstlich hergestellten Fasern ist lang, durch ihre verschiedenen Eigenschaften sind die Einsatzgebiete vielseitig. Um einige Beispiele zu nennen, haben wir Euch ein paar Chemiefasern aufgelistet und ihre Eigenschaften zusammengefasst:

Chemiefasern aus pflanzlicher Cellulose

NameKurzbezeichnung (im Etikett)Eigenschaften
AcetatCA/ACFormbeständig, matt schimmernd, knitterarm, sehr weich
CuproCUPSeidiger Griff, atmungsaktiv, glatt und glänzend
ModalCMDKnitterarm, hohes Tragekomfort, kochfest, saugstark, weich, fließender Fall
ViskoseVI/VC/CVSaugfähig, leicht färbbar, hautfreundlich, weicher Griff

Chemiefasern aus Kunststoff: dem Rohmaterial Polymer (Erdöl)

NameKurzbezeichnung (im Etikett)Eigenschaften
ElasthanELFormbeständig, leicht färbbar, elastisch, weich
PolyamidPALanglebig, elastisch, schnelltrocknend
PolyacrylPANPflegeleicht, wärmend, lichtbeständig
PolyesterPED/PSReißfest, scheuerfest, wärmespeichernd, pflegeleicht
PolyvinylchloridPVCWasserabweisend, beständig, leicht färbbar

Ein Blick in die eingenähte Waschanleitung in unserer Kleidung lohnt sich. Denn häufig wird Baumwolle mit künstlichen Fasern gemischt. 

Wie nachhaltig sind künstlich hergestellte Fasern?

Kunstfasern aus synthetischen Polymeren, deren Ausgangsmaterial Erdöl ist, sind nicht biologisch abbaubar und somit unter Umweltaspekten als problematisch zu betrachten. Chemiefasern aus Cellulose dagegen, können in den biologischen Kreislauf zurückgeführt werden.

Fasern Material Natürlich
© Sina Spindler

Nehmen wir die Herstellung von Chemiefasern, sowie deren Recyclingfähigkeit unter die Lupe, so lässt sich eine kleine Nachhaltigkeitsbilanz ziehen:

Für synthetische Fasern aus Kunststoff wird beispielsweise keine Anbaufläche benötigt. Die Transportwege sind bei beiden Fasertypen gleich. Im Produktlebenszyklus stoßen wir auf ein großes Problem im Zusammenhang mit Chemiefasern: die Verschmutzung der Meere und der Natur durch Mikroplastik. Mit jedem Waschgang verlieren Kleidungsstücke mit synthetischen Fasern Mikroplastik, welches dann ins Grundwasser gelangt. 

Ein weiteres Problem: Recycling! Synthetische Fasern sind aus Erdöl, wie zum Beispiel Elasthan oder Polyester, können nicht recycelt werden. Auch für Mischfasern aus Polyester und Baumwolle wird der Recyclingprozess schwierig und lohnt sich aufgrund des hohen Aufwands kaum. Deshalb wird Kleidung aus Chemiefasern oft verbrannt.

Reine Baumwollkleidung hingegen kann zu neuem Garn verarbeitet werden. Allerdings ist die Qualität von recyceltem Baumwollgarn wesentlich geringer, als die von reinem Baumwollgarn. Das liegt daran, dass die recycelte Kleidung zerrissen wird und die Fasern so kürzer werden. Eine grundsätzliche Verarbeitung ist aber möglich. 

Chemiefasern auf Basis von Zellulose sind ebenfalls gut recycelbar!

Fact-Check: die wichtigsten Punkte noch einmal zusammengefasst

Rund 70% der Faserproduktion ist auf Chemiefasern zurückzuführen.  Die Wahrscheinlichkeit, dass auch Deine Kleidungsstücke synthetische Fasern enthalten, ist also sehr hoch.

Chemiefasern im Reitsport
© Lisa Nottensteiner

Auch im Reitsport wird die Bekleidung immer funktionaler, was bedeutet, dass diese Teile meist Elasthan oder Polyester enthalten. Chemiefasern begleiten uns also jeden Tag. Es lohnt sich definitiv, einen Blick in die Waschanleitung eines neuen Kleidungsstücks zu werfen!

Unter umweltrelevanten Gesichtspunkten ist die Wahl von Kunstfasern auf Zellulose-Basis sinnvoll! 

  1. Der Anteil von Chemiefasern von Textilien weltweit liegt bei etwa 70%. Davon sind 10% auf zellulosischer Basis, 60% werden aus dem Rohstoff Erdöl hergestellt
  2. Es gibt verschiedene Arten von künstlich hergestellten Fasern, zum Beispiel wird Modal oder Viskose aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz hergestellt.
  3. Chemiefasern auf Erdölbasis belasten die Umwelt. Sie sind nicht biologisch abbaubar und setzen bei jedem Waschgang Mikroplastik frei.
  4. Du findest den Faseranteil bei deinem Kleidungsstück im Etikett! Dabei werden gerne Abkürzungen genutzt, einige kannst Du hier nachlesen.

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