So vereinst Du Nachhaltigkeit und den Konsum von Leder

So vereinst Du Nachhaltigkeit und den Konsum von Leder

Wir Reiter können kaum auf Lederprodukte im Alltag verzichten, deswegen stellen wir uns die Frage: wie nachhaltig ist Leder wirklich und wie können wir den Konsum von Leder mit der Nachhaltigkeit verbinden?

Wie es also um die Nachhaltigkeit bei Leder steht und worauf wir bei Produkten aus Leder achten können, erfährst Du hier:

© Lena Charlwood

Wieso ist Leder im Aspekt der Nachhaltigkeit so umstritten? 

Produkte aus Leder sind im Reitstall allgegenwärtig. Doch wie steht es um die Nachhaltigkeit bei Lederprodukten? Das Lederhandwerk besteht seit vielen tausend  Jahren, allerdings ist auch kaum ein Produkt aufgrund seiner Herstellung so umstritten. Dabei stehen vor allem das Tierwohl, der Ressourcenverbrauch und die Prozesse, die in der Verarbeitung von Leder notwendig sind, in der Kritik. 

In der Modebranche verzichten deswegen auch immer mehr Designer auf Echtleder. Auch unter uns Reitern sind alternative Materialien, wie Biothane, mittlerweile schon in einigen Spinden zu finden. Doch macht es unter nachhaltigen Gesichtspunkten Sinn, eine Alternative zu Leder zu suchen? Oder sind gute Pflege, die Wertschätzung und die dadurch unschlagbare Lebensdauer von Leder die nachhaltigere Lösung? 

© Sina Spindler

Die Herstellung von Leder

Eine Info, die uns zu Beginn etwas aufatmen lässt: Leder ist meist ein Recycling-Produkt. Hätten wir für Leder keine Verwendung, wäre es ein Abfallprodukt der Nahrungsmittelindustrie. Hochwertiges Leder muss bestimmte Qualitätsmerkmale erfüllen, die nur vorhanden sind, wenn die Tiere gut gehalten und ordnungsgemäß geschlachtet werden. 

Eine nachhaltige Verarbeitung zu einem besonders langlebigen Material ist also möglich! 

Allerdings ist der Bedarf an Lederprodukten so stark gestiegen, dass die Produktion häufig in Billiglohn-Länder verschoben wurde. Hier haben europäische Standards und Normen zum Tierschutz keine Wirksamkeit, die Haltungsbedingungen und Schlachtung häufig sehr bedenklich machen.

Auch in der Weiterverarbeitung des Leders gelten andere Vorgaben, sodass die chemischen Prozesse der Gerbung nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den damit arbeitenden Menschen sehr schädlich sein können. Wichtig ist also zu hinterfragen, woher das verwendete Leder stammt. 

Erfahre hier mehr über Leder Siegel, die sich für eine nachhaltige und umweltbewusste Herstellung einsetzen.

© Rebecca Brandt

Was ist an der Verarbeitung von Leder umweltschädlich?

Um Leder strapazierfähig und haltbar zu machen, muss es entsprechend behandelt werden. Diese Behandlung nennt man gerben. Das meistgenutzte Verfahren zur Gerbung von Leder ist die sogenannte Chromgerbung, bei der viele schädliche Substanzen anfallen können, die die Abwässer und somit die Umwelt stark belasten, wenn sich nicht an entsprechende Standards und Auflagen gehalten wird. 

Ein weiteres Gerbverfahren ist die pflanzliche (vegetabile) Gerbung. Hierbei nutzt man Eichen-und Fichtenrinde, Olivenblätter, andere Hölzer und Rinden, um das Leder zu gerben. Dieser Prozess ist allerdings sehr zeitintensiv und hat einen hohen Wasserverbrauch, da die zur Gerbung benötigten Pflanzen angebaut und bewässert werden müssen. 

Grundsätzlich ist der Wasserverbrauch bei der Lederherstellung allerdings differenziert zu betrachten. Es wird ein virtueller Verbrauch von knapp 17.000 Litern pro Quadratmeter Leder angegeben – mit in dieser Zahl enthalten ist aber auch die Wassermenge, die für das Graswachstum benötigt wird, welches den Tieren als Nahrung dient. Auch die weiteren Wassermengen, die Tiere zum Leben benötigen, werden einberechnet. Somit ist diese Zahl nicht ganz realistisch, der tatsächliche Wasserbedarf zur Herstellung von Leder ist weitaus geringer. 

Klasse statt Masse – wieso Leder auch Nachhaltig ist

Ein großer Faktor für schnellere Gerbverfahren ist der massenhafte Konsum. Auch ist Leder im Bewusstsein der Verbraucher kein Luxusprodukt mehr. Die Langlebigkeit von Leder  steht entgegen dem Trend zu günstigen Lederwaren, wie zum Beispiel Reitstiefeln von günstigen Herstellern, die maximal zwei Jahre halten. 

Gerade im Reitsport ist das Leder extremen Belastungen ausgesetzt:. Temperaturschwankungen, Reibung, Schweiß und Druck stellen die Produkte vor große Herausforderungen. 

© Sina Spindler

Ein hochwertig verarbeiteter Sattel hat deswegen auch seinen hohen Preis, dafür können aber auch gewisse Qualitätsstandards erwartet werden. Hat man einen Sattel aus hochwertigem Leder erworben, so kann dieser bei guter Pflege und mit kleineren Schönheitsreparaturen vom Profi ohne Probleme einige Jahrzehnte überleben! Das Gleiche gilt übrigens auch andere gängige Lederprodukte im Reitsport, wie für Trense und Halfter.

Wo liegen die Unterschiede von Leder zu Kunstleder? 

Typischerweise besteht Kunstleder aus einem Trägergewebe aus Chemie- oder Naturfasern, die mit einer Schicht aus PVC oder Polyurethan überzogen werden. Damit besteht die oberste Schicht von Kunstleder aus Plastik. Somit ist durch die Verwendung von Kunstleder aus Umweltaspekten nichts gewonnen, denn auch bei der Herstellung der Trägerstoffe kommt oftmals Erdöl zum Einsatz, welches die Umwelt enorm belastet. 

© Rebecca Brandt

Die Suche nach nachhaltigen Leder Alternativen 

Die Forschung und die Suche nach umweltfreundlichen Leder Alternativen ist aber in vollem Gang, so gibt es beispielsweise von DeNiro Reitstiefel aus veganem Leder, welches vollständig aus Obst hergestellt wird. 

Erfahre hier mehr über nachhaltige Lederalternativen für die Zukunft.

Tatsächlich fehlen aber den meisten Leder-Alternativen auch die positiven Eigenschaften von Leder: seine Reißfestigkeit, Langlebigkeit, Atmungsaktivität und Strapazierfähigkeit ist sehr schwer nachzuahmen. Diese Ledereigenschaften sind einzigartig, es ist ein sehr wandlungsfähiges Produkt, welches weiter viele Vorteile zu Synthetikprodukten bietet.

Wir als Konsumenten müssen uns bewusst werden, welchen Wert Leder hat und dass Leder keine Saisonware ist. 

Gewisse Qualität fordert allerdings auch einen entsprechenden Preis. Ein Lederhalfter, welches nachhaltig produziert wurde, kann im Verkauf keine 20€ kosten. 

Bewusster und nachhaltiger Umgang mit Leder 

  • Wir müssen hinterfragen, woher das verwendete Leder für ein Produkt stammt. Wenn man über die Investition in neue Stiefel, eine neue Trense oder Ähnliches nachdenkt, sollte man vorher etwas recherchieren.
  • Hat man zum Beispiel einen Sattel aus hochwertigem Leder erworben, so kann dieser bei guter Pflege und mit kleineren Schönheitsreparaturen vom Profi ohne Probleme einige Jahrzehnte überleben!
  • Kunstleder ist in den meisten Fällen mit Kunststoffen überzogen, für deren Produktion Erdöl und eine Menge Energie erforderlich sind –  es ist somit leider schädlich für die Umwelt. Außerdem stellen wir Reiter die Produkte vor einige Herausforderungen, die Kunstleder häufig nicht bewältigen können.
  • Wenn ihr noch weitere Sicherheiten möchtet, um nachhaltiges und gutes Leder zu erkennen, könnt ihr beispielsweise auf folgende Siegel achten:Blauer Engel, Leather Working Group, ÖkoTex Leder.

Das könnte Dir auch gefallen:

Teile diesen Beitrag

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.