Der Ursprung der Schabracke: Der Woilach

Der Ursprung der Schabracke: Der Woilach

Schön, schöner, Schabracke? Mittlerweile trifft das wohl zu. Aus allen möglichen Farben und Formen kann der Kunden wählen. Auch bei “Pads” ist die Reitsportindustrie kreativ: für beinahe jedes Problem gibt es das spezielle Pad. Und die Entwicklung geht immer weiter, wird immer innovativer. 

Immer schwieriger wird die Vorstellung, wie das früher eigentlich funktioniert hat. Ganze Kavallerien sind in den Krieg gezogen, oft tagelang, mehrere Stunden am Stück, kiloweise Gepäck in den Satteltaschen – und das ganz ohne druckausgleichende Schabracke?!

Wir schauen der Vergangenheit unter den Sattel:

Pferd Schabracke, Woilach
© Lena Charlwood

Der Woilach – ein lebensrettender Allrounder

Könnten wir einen alten Kavalleristen heute noch fragen, was er im Krieg für eine Sattelunterlage benutzt hat, wäre die Antwort klar: Einen Woilach. Natürlich. Aber, hätte er erzählt, der Woilach war nicht nur eine Sattelunterlage, sondern gleichzeitig auch noch eine Abschwitzdecke, sein eigener Schlafsack und im Notfall das Mittel der Wahl, um einen Verletzten vor der Kälte zu schützen.

Jeder Staat der eine Kavallerie befehligte, nutzte den Woilach

Heute ist der Woilach, seine Funktion und Anwendung fast vollständig in Vergessenheit geraten, nur einige Wanderreiter halten ihm nach wie vor die Treue. 

Was genau ist der Woilach? 

Der Woilach ist eine ca. 2m² große Wolldecke, die durch eine spezielle Falttechnik in Form und Größe gebracht wird, wobei die Faltung so variiert, dass jeden Tag eine saubere Stelle auf den Pferderücken aufgelegt werden kann. Ursprünglich bestand die Decke zu 100% aus Schafwolle, die in einem bestimmten Verfahren gewebt wurde, um ein Verrutschen zu verhindern.

Auseinander gefaltet bot der Woilach erst eine Abschwitzdecke für die Pferde, später am Abend dann den Schlafsack für den Soldaten. 

 Weshalb besonders Wanderreiter den Woilach noch immer gerne nutzen, liegt an den Vorteilen die die “Urschabracke” mit sich bringt. Durch die spezielle Faltung entstehen mehrere Lagen, die sich beim Reiten gegeneinander verschieben können. So minimiert man die Reibung, die auf den Pferderücken wirkt. Außerdem liegt der Woilach so großflächig auf, dass auch Satteltaschen aufliegen und nicht direkt am Pferdekörper liegen. 

Woilach Kavallerie, Kriegszeit
© historische-uniformen.de

Warum der Woilach verdrängt wird?

Neben allen Vorteilen, die der Woilach bietet, hat er natürlich auch Nachteile, wegen derer er langsam aber sicher vom Markt und aus dem Bewusstsein der Reiter verschwunden ist. 

Das größte Problem, welches bei der Nutzung des Woilachs auftritt, sind Druckstellen an der Sattellage, die auftreten können, wenn bei der Faltung Fehler gemacht werden, oder nicht alle Falten glatt gestrichen werden.

Insgesamt muss sich beim Satteln mit Woilach viel Zeit genommen werden und sorgfältig gearbeitet werden um Verletzungen am Pferderücken zu vermeiden. 

Als die Reiterei immer weniger Kriegszwecken diente, und immer mehr zum Breitensport wurde, musste natürlich auch das Equipment an eine breite Masse angepasst werden. So wurde der recht zeitintensive Woilach gegen dicke Filzsatteldecken ausgetauscht. Auch diese Satteldecken waren aber noch deutlich dicker als wir sie heute kennen, sie ähnelten eher Westernpads. 

Ab dann wurden die Satteldecken immer dünner und modischer. Im gleichen Zug wurde die Schabracke, die vorher besonderen Anlässen oder Paraden vorbehalten war, immer mehr zum Alltagsgegenstand. 

Pferdehaare, Schopf, Mähne, Schabracke, Woilach
© Lena Charlwood

Das “Problem” mit den Schabracken

Aber wo liegt eigentlich das Problem? Was ist gegen Schabracken einzuwenden, zumal es ja mittlerweile sogar nachhaltige Schabracken gibt?

Gegen Schabracken an sich ist natürlich nichts einzuwenden, sondern nur gegen unsere Art mit ihnen umzugehen. Wir kaufen immer mehr Schabracken, die wir eigentlich gar nicht brauchen. Oft passen die Schabracken dann nicht einmal unter den eigenen Sattel, und rutschen oder werfen Falten. Aus Gründen der Hygiene ist es vielen Reitern nach wie vor unangenehm Schabracken aus zweiter Hand zu kaufen oder zu verkaufen.

Weniger ist mehr!

Wenn wir einen alten Stallmeister fragen würden, würde er uns vermutlich zu einigen wenigen Schabracken raten, die ganz speziell zu unserem Sattel und dem Rücken unseres Pferdes passen, atmungsaktiv sind und auf Basis natürlicher Stoffe Hitzestau verhindern. 

Befolgen wir diesen Rat, tun wir nicht nur unserem Pferd etwas gutes sondern auch der Umwelt. Denn rein aus dem Blickpunkt der Nachhaltigkeit, ist jede produzierte Schabracke eine Belastung, die wir zwar in Kauf nehmen sollten, um den Rücken unserer Pferde zu schützen, aber auch so gering wie möglich halten sollten. 

Also, vorher am besten genau überlegen, welche Schabracke es sein soll, ob sie vielleicht sogar mehr kann als nur hübsch auszusehen und eventuell auch mal ein bisschen tiefer in die Tasche greifen, um eine gewissen Langlebigkeit und Qualität zu gewährleisten. Gefällt ein Stück aber einmal wirklich nicht mehr – gut gereinigt und desinfiziert kann sie einem anderen Pferd – Reiter – Paar ganz sicher noch gute Dienste leisten. 

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